Laviana erwachte, als sie etwas am Nasenloch kitzelte. Ha...Haaaa....Hatschiii! Unbeholfen richtete sich die Sumpfohreule in ihrem Nest auf und strich sich mit einem Flügel über den Schnabel. So sehr sie auch das weiche Hasenohrmoss liebte, es kitzelte fürchterlich! Ich bin ja selbst Schuld. Warum schlafe ich auch auf dem Bauch? Mit einem belustigten Gurren nahm sie sich vor, am nächsten Morgen vorbildlich den Kopf unter den Flügel zu klemmen, wenn sie sich schlafen legen würde. Eine Bewegung aus den Augenwinkeln erregte ihre Aufmerksamkeit. Miss Baukervil kam durch das Flugloch geschlängelt, ihre Stirn war, wie immer, gerunzelt. Laviana kam es so vor, als würde sie sich ununterbrochen um irgentetwas Sorgen machen. Doch wenn man sie darauf ansprach erwiderte sie stehts, sie würde nur nachdenken. Das Eulenmädchen konnte also nichts weiter tun als ihr zu glauben. Guten Morgen, Miss Baukervil. Die blinde Schlange erwiederte die Begrüßung mit einem freundlichen Nicken. Sie sprach nie sehr viel - und Laviana war ihr oft dankbar dafür. Wirklich nette Personen müssen nicht viel reden, um ihre Freundlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Dachte sie während sie ihren Baum verließ um auf die Jagt zu gehen. Die ersten Sterne blinzelten ihr bereits freundlich zu, doch am Rande des Himmels erstarben gerade erst die letzten Sonnenstrahlen. Der Tag wollte wohl noch nicht los lassen. Vergnügt drehte Laviana ein paar kleine Kreise über dem Fluss, der sich durch den ganzen Silberschleier zog. Sie liebte ihn. Sein leises Plätschern half ihr Morgens beim Einschlafen. Und wenn das Licht des Mondes sich seinen Weg durch das Blätterdach auf den Waldboden sucht, sah der Fluss aus wie eine Straße aus Silber. Einen Moment lang legte Lavita den Kopf schief und überlegte. Dann flog sie den Fluss entlang und fing an zu dichten:
Er färbt sich blau, er färbt sich rot und färbt sich weiß
Oh Schöner Fluss, wir wissen, wie du heißt!
Im ganzen Königreich bist du bekannt
Deiner Strömung folgen wir gebannt
Im Mondesschein bist du ein Silberhauch,
Und unseren Durst löschen kannst du auch!
Auch den Wächtern gefällst du sehr,
Denn du bringst sie zum Hoolemeer!
Gut gelaunt entschied Laviana, einen spontanen Ausflug zu machen. Vielleicht einen Abstecher zum Wald von Ambala. Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen löste sie sich vom Fluss und stieg auf, bis sie spielerisch zwischen den Baumkronen umherglitt. Jagen konnte sie ja unterwegs.
Von ihrer Baumhöhle aus lauschte Miss Baukervil so lange den Flügelschlägen ihrer Herrin, bis diese endgültig verklungen waren. Sie seufzte resigniert. Also wieder eine Reise, ohne sich zu verabschieden. So war sie wohl schon immer gewesen.
------>Wald von Ambala